Am neunundzwanzigsten Mai zweitaustendzwanzig haben die schottischen Piratenmetaller ihre neue Scheibe auf große Fahrt geschickt. Ich hab sie mir mal reingezogen und wollte dir meine Meinung dazu kund tun – nicht das es jemanden interessieren würde, aber ein Review wollte ich schon immer mal schreiben 😀

Vorderseite der Scheibe (direkt von alestorm.net)

Los geht es mit dem Song Treasure Chest Party Quest. Das zugehörige Musikvideo wurde bereits Anfang April veröffentlicht und lies schon erahnen, dass sich das neue Album ähnlich ernst nehmen wird wie das zuvor erschienene „No Grave but the Sea“. Der Text handelt im Prinzip davon, mal die Sau raus zu lassen, und das nicht nur im Zeitalter der Freibeuter. Musikalisch ist es ein klassischer neuer Alestorm Song, neben den Fiedeln und dem rumgeschwängerden Gesang von Christopher Bowes gibt es auch wieder einen „Metalcore-Part“, bei dem sich Elliot Vernon die Seele aus dem Leib brüllt.

Im Anschluss werden die Abenteuer des unerschrockenen Fannybaws besungen. Live könnten die Horden bei diesem Song ziemlich Apeshit gehen. Die Strophen laden quasi dazu ein, seinen Kopf mit erhöhter Geschwindigkeit, oszillierend und der Köperachse folgend, zu bewegen. Zudem gibt es keinen Grund, in der Bridge den Namen dieses Helden nicht zu rufen! Das Arrangement ist so, wie man Alestorm von früher noch kennt: (Power-)Metal von Anfang bis Ende – keine Ausflüge in andere Genres! Überzeugt euch im zweiten Musikvideo selbst davon.

Eine klare Warnung vor Krokodilen bekommen wir bei Chomp Chomp mitgegeben. Annähernd konstant böllern Doublebass und Downstrokes, fast so, wie einem die Pumpe geht, wenn auf einmal ein Alligator im Kühlschrank hockt. Nach einem Gitarren- und Drehleihersolo kommt der letzte Vers, in dem ein alkoholisierter Seemannschor ziemlich Fett von seinen Erfahrungen berichtet.

Episch, allerdings un-folk-piraten-metallig geht es in Song nummero vier zu. Elektrobeats und Rapparts künden von der Piratenhochburg in der Karibik: Tortuga. Nach meinem Empfinden das schwächste Stück auf dem Silberling. Ich persönlich mag das Piratige von Alestorm. Das kommt hier, abgesehen vom Text, nach meinem Empfinden zu kurz. Versteht mich nicht falsch, man kann sich das Ding durchaus anhören, aber ein Favorit wird es bei den „alt Eingesessenen“ wohl nicht werden 😉

An was denkt ihr zuerst, wenn ihr Piraten hört? Schiffe, Pistolen und Augenklappen? Weit gefehlt! Wie schon in Fluch der Karibik: The Curse of the Black Pearl, wissen die Neofreibeuter, dass mit Untoten nicht gut Kirschenessen ist. In „Zobies Ate My Pirate Ship“ schildern die Jungs, zusammen mit Patty Gurdy, welche Gefahren von den Gehirnessern ausgehen. Monumentale Chor-Gesänge sorgen während des Refrains für Gänsehaut und nach jedem Refrain möchte man Left4Dead anwerfen, um sich an den Biestern zu rächen.

Elloit Vernon (Keyboard und Vocals) hat offensichtlich auch ein Händchen für Fotografie, wie dieses Bandfoto zeigt.

Call of the Waves“ heißt das Lied, das uns erklärt, dass wir alles erreichen können, solange wir nur der Piraterie zusagen. Im ersten Moment kam mir dieser Song vor, als wäre es „Battle for Eternity“ von Gloryhammer… Der Refrain ist dann allerdings Bierstürmisch durch und durch, sodass man voller Euphorie alles hinter sich lassen, auf einem Schiff anheuern und Richtung Süden brandschatzen möchte.

So richtig Folkig wirds bei „Pirate’s Scorn„. Es geht um den alten Quint Skurvy. Ihm wird sein soeben gefundener Schatz entrissen und dafür straft er den Übeltäter mit seiner Verachtung und Mordfantasien. Bei nem Konzert sind die Tänze während dieser zwei Minuten fünfundvierzig sicher.

Dein Schiff ist scheiße! Auch dieses Album hat eine Fluchtirade in petto. Zwar ist „Shit Boat“ nur eine großzügige Minute lang, aber die ist gefüllt mit insgesamt zwölf Schwänzen 🍆

Das dritte Musikvideo wurde zeitgleich mit dem Album veröffentlicht und zeigt die Musiker bei der Aufnahme von „Pirate Metal Drinking Crew„. Ob es in dem Text einen tieferen Sinn gibt weiß ich nicht. Man könnte hinein interpretieren, dass sie der Folk-Metal-Szene „Fuck You“ sagen wollen – allerdings wüsste ich nicht wieso 🤔 Eventuell wollen Sie mehr Musik wie „Tortuga“ machen, aber ich hoffe mal, dass ich mich hier irre.

Kurz vor Schluss wird es thematisch noch mal etwas Interessanter. Auf „No Grave But The Sea“ erfährt man die Geschichte von einem Mann, der zuerst beide Beine verlor, sie durch Holzprothesen ersetzte und anschließend noch seine Arme einbüßt. Nun wird diese Geschichte mit „Wooden Leg Part 2 (The Woodening)“ weitergeführt und erzählt von der Rache an seinen Peinigern, um sich wieder Extremitäten aus Fleisch und Blut zu besorgen.
Der Japaner klärt, in seiner Sprache, darüber auf, dass die Arme verflucht sind und nun 108 Dosen billigsten, japanischen Alkohols vernichtet werden müssen. Auch die spanischen Beine sind mit einem Fluch belegt und sorgen dafür, dass sich der Patchworkpirat nun bis zu seinem Lebensende von Tacos und Burros ernähren wird. Somit ist die Rache nach hinten losgegangen und am Ende bleibt nur ein Holzkopf…
Ziemlich cool an diesem Song ist, das er am Ende tatsächlich denselben Refrain wie schon im ersten Teil hat.

Zum Abschied wird, in einer Ballade, noch die Mär von „Henry Martin“ erzählt – einem schottischen Seebären, der sich der Piraterie verschrieben hat, um seinen beiden Brüdern zu helfen. Dabei handelt es sich um die Interpretation eines alten Traditionals aus Schottland.

Auf der B-Seite kann man sich alle Songs noch einmal anhören, wobei diese so abgeändert wurden, dass sie wie 8 Bit Musik klingen. Das hat leider nicht so gut funktioniert und ist fast ein wenig enttäuschend, nachdem die letzte Platte mit dem Hundegebell ziemlich lustig war. Der Effekt ist in Wooden Leg Part 2 und 1741 (The Battle of Cartagena) [Sunset on the Golden Age 2014] wesentlich besser!

Unterm Strich finde ich das neue Album ziemlich gelungen. Es klingt eindeutig nach dem aktuellen Alestorm und macht Bock auf ne fette Piratenparty 🍻 Übrigens haben es die WauWaus vom letzten Mal auch zwei Mal auf „Curse of the Crystal Coconut“ geschafft 🐶


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