Dieser Artikel ist der 12. von insgesamt 23 in der Reihe "Hubsis Coronatagebuch"

Schon wieder eine Woche ohne weitere Einträge vorüber, weil einfach kaum Nennenswertes passiert ist.

Am Mittwoch haben sich noch mal Bund und Länder abgestimmt, wie sie nun weiter Verfahren sollen, da am Sonntag die erste Frist der Maßnahmen abläuft. Es wurde beschlossen, dass die Schulen vorerst zu bleiben, Abschlussklassen jedoch eine angemessene Möglichkeit zur Prüfungsvorbereitung erhalten. Zudem sollen Bau- und Gartenmärkte wieder für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Am darauffolgenden Donnerstag hat auch die bayerische Regierung ihre Verordnungen angepasst, nachzulesen ist diese hier.

Im Vorfeld der Konferenz am Mittwoch haben die Medien natürlich fleißig berichtet und spekuliert, was von der Obrigkeit beschlossen wird. Bei deren Lektüre sind mir zwei Begriffe, die durchgehend verwendet werden, sehr negativ aufgefallen. Jedes Mal, wenn ich „Lockdown“ oder „Exit-Strategie“ lesen musste, ist mir ein kleines bisschen Kotze hochgekommen.

Vorab möcht ich sagen, dass ich zur Meinungsbildung die Berichterstattung unerlässlich finde und es genieße, mich in verschiedensten Blättern zu informieren. Das Argument der „Panikmache durch die Medien“ hatte ich bis dato auch nie nachvollziehen können. Die konstante Verwendung der oben genannten Ausdrücke hat meine Meinung jedoch ein klein wenig korrigiert. Nach wie vor bin ich davon überzeugt, dass unsere Medien eine unverzichtbare Quelle an Informationen sind, möchte jedoch ausführen, weshalb diese zwei Begriffe meines Erachtens nach unpassend sind.

Wenn ich von einem Lockdown höre, im Deutschen könnte man das mit „Sperre“ oder „Verriegelung“ übersetzen, verbinde ich damit das ausnahmslose Verbot, gewisse Bereiche zu betreten. Vielleicht wäre dieser Begriff im Bezug auf ein großes Kaufhaus passend, das nun aufgrund der angebotenen Waren seine Pforten schließen musste, auf unser komplettes Land kann dieser Begriff allerdings beim besten Willen nicht angewendet werden. Ein Ausflug wie ihn Staller und ich letzte Woche unternommen haben, wäre bei einer Ausgangssperre nicht möglich und mit empfindlichen Strafen belegt. Aktuell trifft dies nur aufs „rumlungern“ zu.
Ich denke nicht, dass ich der Einzige mit solchen Assoziationen bin und das diese Wortwahl zu einer gewissen Stimmung beiträgt, die nicht gesund ist.

Natürlich ist das, was wir gerade erleben, etwas anderes und definitiv nicht normal. Da ist es nur menschlich, dass man es gerne mit einem Namen versehen möchte. Aber unsere Sprache muss etwas besseres hergeben können, das die Situation passend beschreibt und kein negatives G’schmäckla hat. Die „offizielle“ Bezeichnung der „Ausgangsbeschränkung“ finde ich schon etwas passender: In unserem Tun sind wir beschränkt, aber gar eine Sperre oder Abriegelung erfahren wir nun de facto nicht.

Die nächste Baustelle wäre die Exit-Strategie. Das Erbrochene vor meinem geistigen Auge hat gleich zwei Gründe:

Zum einen gibt es kein Ende, den man strategisch planen könnte. Die Viren sind da und sie sind überall. Einen Plan, wie er vielerorts mit der oben genannten Bezeichnung gefordert wird, ist aussichtslos. Wenn, dann bräuchte man eine Strategie, wie man so lange mit dem Übeltäter umgehen kann, bis die von ihm ausgehende Gefahr so gering ist, dass man garantiert jeden erkrankten (unabhängig ob vom Virus oder anderweitig) im Land behandeln kann.
Und das ist ja auch genau das, was mit dieser „Exit-Strategie“ gefordert wird: ein nachhaltiges Leben mit diesem kleinen Bastard. Wo hier die Begrifflichkeit des „Verlassens“ unterzubringen ist, erschließt sich mir beim besten Willen nicht.

Darum vermute ich, dass der „Exit“ sich hierbei auf die strikten Maßnahmen zur Eindämmung der Ausbreitung bezieht. Wie beim „Lockdown“ habe ich hier jedoch ein Problem mit den Emotionen, die dieses Wort auslösen kann. Wenn man sich an die jüngste Vergangenheit zurückerinnert, ist der „Exit“ nichts, das man Hoffnung oder Zuversicht verbindet. Es gibt eine Insel vor der Nordküste Frankreichs, die lange Zeit Mitglied der Europäischen Union war und diese nun verlassen möchte. Diese Aktion hat die Begrifflichkeit meines Erachtens nach sehr stark und sehr negativ geprägt. Viele Leute bangen um ihre Zukunft, große Firmen verlassen das Land um weiter am Europäischen Handel teilnehmen zu können und die Verhandlungen über die Konditionen des Austritts ziehen sich ins unermessliche und verschleißen Politiker schneller, als ein Motor in den man kein Öl kippt.

Am Ende geht es doch darum, wie wir weiter verfahren, um die unkontrollierte Verbreitung des Virus zu verhindern und dennoch für die Menschen und Firmen ein lebenswertes Leben ermöglichen. Das hat nichts mit einem Beenden der Maßnahmen zu tun, sondern damit, diese in den Bereichen zu lockern, in denen es gefahrlos möglich ist. Und genau mit dieser Frage beschäftigen sich doch alle. Da hilft es nicht zu schreien: „Ihr schmeißt die Wirtschaft vor die Säue, entwerft eine Exit-Strategie aus dem Lockdown!“ Viel eher sollte man fragen: „Wie sehen die Pläne aus, um die betroffenen Bereiche so gut es geht zu entlasten?“

Die aktuelle Lage in Deutschland (die Zahlen wie immer am Ende) ist den getroffenen Vorsichtsmaßnahmen zu danken. Da darf man sich auch nicht blenden lassen. Sollten die Maßnahmen zu schnell gelockert werden, können wir schneller in eine ähnlich prekäre Situation kommen, wie vor den Maßnahmen. Was würde darauf erneut folgen? Würden erneute Beschränkungen ähnliche Freiheiten bieten?

Der Text ist jetzt doch etwas länger geworden, als ich mir das vorgestellt hatte, aber das musste mal gesagt werden. Bevor ich mich nun von euch verabschiede Kommen die aktuellen Zahlen und dann hab ich noch ein in Bild zum Homeoffice für euch 🙃

Aktuelle Zahlen gibt es für den Freitag noch nicht, aber für den Donnerstag. Da waren es 130.450 positiv auf SARS-CoV-2 getestete Personen, von denen etwa 77.000 die Infektion durchgestanden haben und 3.569 leider nicht so viel Glück hatten.

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